Biologisch wirksames Licht ist im Kommen. Immer mehr Hersteller bieten Leuchten an, die den Verlauf des Tageslichts nachempfinden.

Wie funktioniert HCL? Das natürliche Tageslicht ist der wichtigste Faktor zur Steuerung unseres circadianen Rhythmus‘. Das menschliche Auge besitzt auf der Netzhaut neben Zapfen und Stäbchen auch bestimmte lichtsensitive Ganglienzellen. Dieser Typ Zelle reagiert besonders auf sichtbares blaues Licht und sendet Signale, die u.a. zur Synchronisation des natürlichen Tag-Nacht-Zyklus beitragen. Diese Anregung hat eine unmittelbare Unterdrückung der Ausschüttung des Hormons Melatonin zu Folge. Melatonin spielt eine große Rolle im circadianen Rhythmus des Menschen. Besonders am Abend, wenn man müde wird, enthält unser Blut eine hohe Konzentration von Melatonin. Es wird im Schlaf abgebaut, aber auch das Tageslicht trägt (insbesondere in den Morgenstunden) mit seinem hohen Blauanteil zur Unterdrückung des Hormons bei.

Das Ziel von Human Centric Lighting ist es, mit verschiedenen Farbtemperaturen und auch Beleuchtungsstärken eine Art „Tageslichtverlauf“ nachzustellen. Hauptanliegen ist die Aktivierung des Menschen, d.h. um die Melatonin-Unterdrückung mittels neutral- oder kaltweißer Lichtfarben. Machbar wird dies mit Leuchten, deren Farbtemperatur regelbar ist („tuneable white“). Die Steuerung der Leuchten kann Lichtfarbe und Beleuchtungsstärke entsprechend dem Tageslichtverlauf automatisch anpassen. Spezielle LEDs mit „color warm dimming“ entwickeln beim Dimmen eine immer wärmere Farbtemperatur, gleich unseren alten Glühlampen, sie werden also immer rötlicher; im Gegensatz zu normalen LEDs, die annähernd die gleiche Farbtemperatur behalten. Bei Leuchtstofflampen ist das übrigens umgekehrt: diese werden beim Dimmen bläulich.

Die Kunstlichtplanung soll den circadianen Rhythmus des Menschen unterstützen, mit dem Ergebnis, Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen zu fördern. Dennoch darf man nicht dem Irrglauben aufsitzen, daß LEDs „Tageslicht“ erzeugen können. Das Spektrum des Tageslichts und das der LEDs ist grundlegend verschieden, egal, um welche Farbtemperatur es sich handelt. Außerdem kommt in Innenräumen nur ein Bruchteil der Beleuchtungsstärke vor, die im Außenbereich herrscht. Schon allein aus energetischen Gründen ist eine Annäherung kaum realisierbar.

Interessant ist auch der Zusammenhang von Beleuchtung und Lichtrichtung: biologisch wirksamer ist die Beleuchtung im oberen Gesichtsfeld des Menschen (z.B. Indirekte Beleuchtung, vergleichbar mit dem diffusen Licht des Himmels), da das Licht die untere Hälfte der Netzhaut erreicht, in der sich die Meisten fotosensitiven Ganglien befinden. Nach Sonnenuntergang sollte man aber die flächige kaltweiße Beleuchtung im oberen Halbraum vermeiden; Auch eine warmweiße Indirektbeleuchtung wirkt unnatürlich, da sie in der Natur (außer bei einem roten Sonnenuntergang) so nicht vorkommt. Besser wäre hier ein warmweiße Akzentbeleuchtung, die den oberen Halbraum bewußt dunkel erscheinen läßt – ähnlich wie der Nachthimmel im Außenraum.

Eine Aktivierung mit kaltweißer Beleuchtung in den Abendstunden kann zu Schlafstörungen bzw zu einem wenig erholsamen Schlaf führen; hierzu reicht oft schon eine geringe Beleuchtungsstärke aus, um die Melatoninkonzentration im Blut deutlich zu reduzieren.

Das Mischen über unterschiedliche Dimmstufen der Lichtfarben bildet die Grundlage für HCL.
Das Mischen über unterschiedliche Dimmstufen der Lichtfarben bildet die Grundlage für HCL.

HCL – Wie kann das im Hotel aussehen?

Licht fördert die Motivation, das Wohlbefinden und die Produktivität der Menschen. Es beeinflußt die Stimmung, das Aktivitäts- und das Ruheniveau. Eine höhere Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur zur richtigen Zeit kann die Dauer und Qualität des Nachtschlafes verbessern und damit das Wohlbefinden steigern.

  • In Seminar-, Besprechungsräumen und anderen Bildungsbereichen kann zur Verbesserung von Wachheit und Konzentration zwischen Standardlicht, Energielicht, Fokuslicht und Entspannungslicht variiert werden.
  • Wellness nicht nur im Spa-Bereich: biologisch wirksames Licht in allen öffentlichen und privaten Bereichen des Hotels unterstützt das Wohlbefinden und die Gesundheit
  • unterschiedliche Lichtfarben tragen in der Gastronomie dazu bei, dass die Menschen länger oder kürzer verweilen (indirekte Wirkung auf den Konsum); ein schneller Wechsel der Besucher (z.B. tagsüber in Selbstbedienungsrestaurant) erfordert ein anderes Lichtkonzept als an Plätzen, an denen die Gäste länger bleiben (z.B. abends an Bars)
  • In den Hotelzimmern könnte individuelles Licht mit veränderbarer Beleuchtungsstärke und -farbe helfen, Schlafphasen zu verschieben und die biologische Uhr anders einzustellen (z.B. bei Jetlag)
  • Anstatt kurz vor dem zu Bett gehen im Badezimmer bei maximalem Licht vor dem Spiegel Zähne zu putzen, wäre eine Minimierung der Beleuchtung bzw. Änderung des Lichtspektrums von Blau- zu mehr Rotanteilen schlaffördernd.
  • In Büros kann HC zu mehr Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit führen, aber auch die Ruhephasen unterstützen. Wohlbefinden und Zufriedenheit der Mitarbeiter wird gesteigert.
  • Nachtdienst: Bei nur wenigen Nachtschichten nacheinander möchte der Arbeitnehmer sein Schlafmuster nicht ändern. Daher sollten die Lichtquellen in der Nacht einen geringen aktivierenden Effekt haben; In den letzten Stunden der Nachtarbeit kann kaltweißes Licht helfen, die Wachheit zu erhöhen und somit Fehler zu vermeiden. Sollte eine Verschiebung des circadianen Zyklus gewünscht sein, kann auch dies durch den richtigen Einsatz der Lichtquellen unterstützt werden.

Dennoch sollte man nicht vergessen: Ein Spaziergang im Freien unter Einwirkung von Sonnenlicht ist durch keine Lichtplanung zu ersetzen.

 

Quellen: DIAL, Lichtnet, Glamox, licht.de

Share on FacebookShare on Google+Tweet about this on TwitterShare on LinkedInPin on Pinterest
Share: