Das Bedürfnis nach Wohlfühlen.
Der erste Grundsatz im Hoteldesign: Als Gäste wollen wir etwas Besonderes erleben. Es soll schöner und besser sein als Zuhause. Die Hotelräume, die Innenarchitektur sollen ein bisschen wie in eine andere Welt entführen. Aber, wir wollen uns in der emotionalen Tiefe wie zu Hause wohlfühlen, einen sicheren und geborgenen Rahmen erleben. Um das zu erreichen wirken viele Aspekte zusammen. Ein wichtiges Element ist das Raumgefühl. Wie erlebt man die Architektur? Wie fühlt es sich an genau in diesem Raum zu sitzen, zu essen?
Erleben mit allen Sinnen.
Wir erleben Raum nicht nur visuell, sondern mit all unseren Sinnen. Dennoch werden im Entwurf und in der Rezeption von Architektur haptische, akustische und osmische, also den Geruchssinn betreffende Wahrnehmungen, oft kaum berücksichtigt. Der Focus liegt auf der visuellen Ästhetik. Den „Benutzern“ der Architektur geht es da ganz anders. Aus eigenem Erleben weiß ich, ein Restaurant oder ein Hotel kann vom Interieur Design her umwerfend sein, oder vom weltbesten Stararchitekten gestaltet sein, wenn es unbequem und ungemütlich ist, wenn man sich nicht wohlfühlt, genügt es, es einmal gesehen zu haben, aber der Drang wiederzukommen will nicht so recht aufkommen. Stammgäste sind Menschen, die sich wohlfühlen.
Wie erreicht man ein gutes Raumgefühl?
Grundsätzlich gibt es kein Rezept, das über jeden Raum gestülpt werden kann. Es gilt feinfühlig jedes Geschäftskonzept und die beabsichtigte Nutzung der Räumlichkeiten herauszuarbeiten und vor allem nachzuspüren, wie sich die Nutzer, die Gäste und das Personal darin fühlen werden. Darauf aufbauend werden die Grundrisse entworfen, Räume strukturiert.
Die Basis: Gut geplant.
Im Hoteldesign ist das Raumgefühl eng mit dem Thema Logistik verbunden. Wie müssen Servicewege, Zugänge, Nutzerkreisel, Sitzbereiche usw. ineinandergreifen, um für die Gäste ruhige, private Bereiche zu schaffen und gleichzeitig dem Personal den nötigen Bewegungsraum zu geben. Buffet- und Restaurantbereiche sind besonders kritische Zonen. Beim Hotel Bergfried wurde der Buffetbereich mit raumumspannenden, goldenen Spangen wie ein Schmuckstück gefasst. Sich darunter aufzuhalten bietet ein optisches und räumliches Erleben. Der Gast hat so einen abgeschirmten Bereich am Buffet. Rundherum laufen ungestört die Servicewege.
Besondere Elemente
Podestbereiche kreieren ein exklusives Raumgefühl. Hochgezogene Lehnen bieten eine schützende Hülle. Nischen kreieren ein heimeliges Gefühl, offene Räume fördern ein mondänes Raumgefühl. Die Deckengestaltung wirkt besonders stark auf das Raumerleben. Beim Hotel Bergfried haben wir die vier getrennten Speisebereiche mit einer konzentrisch umlaufenden Deckengestaltung aus Holz und Lichteffekten verbunden.
Das Interior Design, die Materialien, die Farben
Neben der strukturgebenden Innenarchitektur ist es auch das Interieur Design, das das Raumgefühl kreiert. Auch hier leitet am besten an, von den Bedürfnissen der Nutzer auszugehen. So brauch man z.B. im Eissalon, in den man höchstwahrscheinlich mit kurzen Hosen geht, einen angenehmen Bezugsstoff. Textilien addieren im Allgemeinen eine weiche, wohnliche Note zum Ambiente.
Beim Hotel Bergfried haben wir einen relativ großen Restaurantbereich komplett mit edlen und gleichzeitig funktionalen Stoffen in zarten Farbnuancen gepolstert. Dieser Bereich differenziert sich nicht nur optisch, er fühlt sich durch seine Exklusivität auch ganz anders an. Weicher, geschützter, auch die Akustik ist eine andere.
Die Lichtgestaltung
Licht hat neben der optischen Komponente auch eine starke Wirkung auf das emotionale Erleben. Licht kann Räume strukturieren, Zonen schaffen, Highlights setzen. Man kann mit Beleuchtung den Focus auf bestimmte Bereiche legen, andere verwischen. Beim Hotel Bergfried haben wir Licht bewusst eingesetzt. Selbst kleine Raumsituationen wie den Rezeptionsbereich, noch dazu mit massivem Interieur ausgestattet, können durch den passenden Einsatz von Licht vom Raumgefühl her sogar leicht wirken.
Besonders: der Wellnessbereich
Im Wellnessbereich gewinnt das Raumgefühl eine besondere Bedeutung. Es ist ein intimer Bereich, mit dem Bedürfnis nach Schutz und Privatsphäre. Hier will man eine weiche, gedämpfte Atmosphäre schaffen. In der Grundrissplanung bedarf es genügend Rückzugsbereiche. Softe Textilien, haptisches Erleben der Materialien und ein Interieur, das ein bisschen wie in eine andere Welt entführt. Im Speziellen die Lichtplanung darf schmeicheln und sanft die Stimmung setzen. Der Wellnessbereich wäre auch prädestiniert, um mit Duft zu experimentieren.
Es ist spannend sich dem Thema „Raumgefühl“ zu widmen. Obwohl die einzelnen Punkte “ja eh logisch“ klingen ist es eine Kunst, verschiedene Aspekte in ein passendes Ganze zu gießen. Viele Facetten wirken ineinander um ein bestimmtes Erleben zu kreieren. Dem Zeitgeist entsprechend wünschen sich Menschen ein Erleben mit allen Sinnen. Es ist es wert, sich umfassend damit zu beschäftigen. Schreiben Sie uns ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Raumgefühl. Welche Räume haben Sie beeindruckt? Wo haben Sie sich besonders wohlgefühlt?